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mein jahr in der stadthalle hagen ix

  • Autorenbild: sven söhnchen
    sven söhnchen
  • vor 4 Tagen
  • 5 Min. Lesezeit

mein jahr in der stadthalle hagen ix

03. mai 2025, 20:00 h

greenbeats - light it up! (Tour 2025)

 

keine angst, es wird keine politische berichterstattung: aber meine heutige faszination gilt dem farblichen zusammenspiel von rot/grün.

hatte damals bereits eine vorliebe für die farbenlehre (nicht mit doppel-e), als sie noch von menschen wie joschka fischer und gerhard schröder gelebt wurde. diese ist historie - in der bundesdeutschen hauptstadtpolitik.


vor ort klappt dieses rot/grün dennoch sehr erfolgreich - an diesem abend: ein zusammenspiel, bei dem die protagonisten eher nur bedingt miteinander kommunizieren müssen, aber dennoch aufeinander angewiesen sind.


pünktlich zu 18:15 uhr betrete ich, durch den nebeneingang, die stadthalle hagen - und werde an der eingangstür anstandslos vom samsec-kollegen (sie erinnern sich: die sicherheitsfirma aus oberhausen) durchgelassen.

neben dem bühnenprogramm werde ich heute das zweiköpfige kollegium der (roten) hagener feuerwehr durch den abend begleiten. es ist am heutigen tag eine, geradezu familiäre, mischung aus berufs- & freiwilliger feuerwehr. das sagen im haus hat, im rahmen der brandsicherheitswache thorsten barndt. der brandoberinspektor gehört geradezu zum `festen team`“ in der stadthalle und wird heute begleitet von der jungen feuerwehrfrau (nicht zu verwechseln mit `spieler- oder zahnarztfrau`) aus der freiwilligen löschgruppe boele-kabel (in dessen feierfreudigen förderverein ich mal mitglied war).


neben den hauptamtlichen mitarbeiter:innen kommen die samsec-sicherheitskräfte und die sanitäter:innen vom deutschen roten kreuz (drk) ebenso dazu, wie (bei entsprechender notwendigkeit im  bühnenprogramm) die feuerwehr. man kennt sich und geht vertraut und freundschaftlich miteinander um. die arbeitszeit in der stadthalle gehört nicht zu dem stundenkontingent der berufsfeuerwehr. die arbeitszeiten der freiwilligen dienste werden dem veranstalter in rechnung gestellt. thorsten barndt und seine kolleg:innen übernehmen somit zusatzschichten - damit das publikum eine begeisterte show im sicheren rahmen genießen kann.


bei aller freundlichkeit nimmt thorsten barndt, der sich gerne als `barny` vorstellt, seinen job sehr ernst. um 18:45 Uhr begibt er sich mit dem diensthabenden hallentechniker thiemo auf seinen rundgang durch das haus. die einlasstüren werden erst nach dem gemeinsamen ok geöffnet. barny nimmt die fluchtwege in augenschein und die schliessfreiheit der vielen brandschutztüren. selbst der wasserdampf von etwaigen warmhaltebehältern im backstage-catering wird thematisiert. immerhin wird ein teil der brandmeldeanlage für den zeitraum der aufführung deaktiviert, damit auf der bühne mit nebel und feuerfontänen gearbeitet werden kann. in solchen momenten geht die sicherheit vor - für alle menschen, die sich zu diesem zeitpunkt in der stadthalle aufhalten.


auf der bühne steht eine riesige trommelformation. die brandsicherheitswache lässt sich von der technischen leitung der veranstalterfirma das bühnenfeuerwerk vorführen, welches in einer stunde aus einigen der trommeln gezündet wird. es gibt keine einwände - der funkenflug ist ebenso ausreichend von den ersten zuschauerreihen entfernt, wie von der bühnentechnik an den darüber hängenden traversen.

vor dem ok zur hallenöffnung werden noch die evakuierungswege für mobilitätseingeschränkte personen in augenschein genommen. ab 18:58 uhr dürfen die 1.600 generationenübergreifenden besucher:innen in die (ausverkaufte) stadthalle einkehren.


bevor eine stunde später mit der einspielung vom john-miles-klassiker `music was may first love` die spektakuläre show beginnt, beobachten die sicherheitskräfte den zivilisierten einlass. barny erzählt mir, dass ihm in seiner stadthallen-tätigkeit keine wirklichen schwierigkeiten bekannt sind. höchstens gab es mal fehlalarme - und die kolleg:innen aus der wache konnten glücklicherweise untätig wieder die rückfahrt antreten.

20 minuten vor showbeginn geht das sicherheitsdreigestirn von feuerwehr, drk und haustechnik noch eine runde durch das haus. gibt es menschen, die zwischenzeitlich ihre sitzreihen verändert haben und somit fluchtwege verstellen? ja, die gibt es.

pano von samsec übernimmt in solchen fällen die rasche wiederherstellung der freien wege - mit einer freundlichen ansprache. auch rollatoren werden anders geparkt und für menschen mit rollstühlen werden sichere plätze organisiert. das team der stadthalle funktioniert auch in dieser zeit phantastisch, aufeinander abgestimmt und lösungsorientiert für das publikum.


nach dem feuerwehrrot übernehmen nun für über zwei stunden die neun trommler:innen der greenbeats. sie bitten die ausverkaufte halle um eine `grosse, grüne trommelparty` - und geben alles für den erfolg dieses abends.

das publikum lässt sich vom ersten moment auf die feierlichkeiten ein und geniesst den tumult auf der bühne, der von 18 händen und 122 trommeln (inklusive der zwei octagon-sets, die es sogar in einer lego-version zu erwerben gibt) fabriziert wird.


nach dem ersten eindruck denke ich an die konzerttournee„`finally...the first farewell tour` von phil collins. von dessen konzert 2004 in paris gibt es einen grossartigen live-mitschnitt, der mit einem fast 10-minütigen schlagzeugsolo, naja - schlagzeugtrio, beginnt. ich geniesse die mischung aus rhythmus und lautstarker energie.


lautstark? im foyer und am greenbeats-merchandisestand gibt es gehörschützende ohrstöpsel. auf anraten der haustechnik und vom oberfeuerwehrmann habe ich mir ein paar mitgenommen. zum einsatz kommen die bei mir allerdings nicht - ich gebe mich der leidenschaft des früheren percussion-ensembles ungefiltert hin.


der veranstalter wies mir einen sitzplatz auf der empore vom kleinen saal zu. es ist der weiteste weg zur bühne - aber mit einem fulminanten überblick über die gesamte stadthalle. die bühnenperformance schwappt sehr sichtbar auf das publikum über - auch wenn zumindest in der sitzreihe vor mir anfänglich noch typischgermanisch im fehlerhaften zwischentakt mitgeklatscht wird. so zieht man die strafenden blicke alle schlagzeugschüler:innen der region auf sich - der herr gab das mitklatschen vorerst schnell auf!

die 9 bühnenschlagwerker:innen sind leger in schwarzer jeans und schwarzem t-shirt gekleidet - mit grünen chucks an den füssen. hätte ich nur irgendwie die möglichkeit, länger als vier sekunden einen takt zu halten, wäre ich zumindest kleidungstechnisch bühnentauglich. als jugendlicher war es mal mein wunsch, schlagzeugunterricht zu nehmen. schlussendlich gelang mir noch nicht einmal der schritt von der weihnachtlich-kindlichen blockflöte zur jugendlichen lagerfeuergitarre. mein leben verlief eher passiv-musikalisch. mehr konsumierend als gestaltend. der heutige konsum des bühnenpersonals lässt mich aber doch etwas nostalgisch werden.


die damen der greenbeats tragen einen grünen kopfschmuck, den es leider nicht am verkaufsstand zu erwerben gibt (wie ich in der pause zwei mittfünfzigerinnen vernehme). die gefärbten grünen haare der herren erinnern mich allerdings eher an sportacus aus der kinderserie lazy town, die ich früher mit meiner (längst erwachsenen) tochter  schaute.


ja, man kann auf trommeln in unterschiedlicher grösse schlagen und musikalische freude entwickeln - selbst auf der bisher grössten errungenschaft aus der greenbeats-eigenproduktion, der `dicken bertha`! fast noch grössere freude bringt aber das rhythmusgefühl an alltagsgegenständen. denke, man wird zukünftig in hagen und dem umland die 1.600 glücklichen und inspirierten menschen des heutigen abends am bahnhof oder im supermarkt erkennen, wenn diese mit den grünen schlagzeugstöcken (vom merchandiseshop) auf den reisekoffern und/oder einkaufswagen eindreschen!


gegen 22.15 uhr neigt sich das programm dem ende entgegen. greenbeats verneigen sich vor dem hagener publikum und danken für die ausverkaufte halle. beim letzten gastspiel vor anderthalb jahren war die halle nicht mal zur hälfte ausgebucht - der erfolg spricht sich rum. im umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass bei der `momentum-folgetournee 2026 hagen nicht mehr auf dem tour-kalender zu finden ist: greenbeats weichen bereits in die naheliegende und wesentlich grössere westfalenhalle aus. vielleicht werden die percussion-künstler:innen aus dem niedersächsischen hagen (a.t.w.) dann von ihrem förderer begleitet: den erfolg haben die neun, und deren crew, ihrem können und dem sympathie-schweizer dj bobo zu verdanken.


timm pieper, der grüne kopf der trommler, stellt zum abschluss sein bühnenpersonal vor und das hagener publikum dankt den abend mit stehendem, tosendem applause. nachdem der letzte hall aus einer der 122 trommeln verstummt ist, leert sich der saal der stadthalle enorm schnell.


treffe „meine“ beiden feuerwehrleute, den oberbrandinspektor und die feuerwehrfrau, im foyer wieder. es war ein geruhsamer abend für sie. barny ging zwischenzeitlich zwei, drei runden durch die halle (inklusive backstagebereich) und fand glücklicherweise keine problemfelder. um 22:30 uhr hat er die halle bereits freigegeben und die brandmeldeanlage wieder in betrieb genommen. nach der bürokratischen, schriftlichen, anstandslosen berichterstattung übergab die feuerwehr den brandschutz zurück in die hände des hallentechnikers - und mich in den feierabend.


dank an alle beteiligten, inklusive dem heiligen florian (als schutzpatron der feuerwehr), für einen feuerfreien und doch funkelnden abend.


passt schon gut zusammen - dieses rot/grün!

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